
Vom Gasthaus zum Weltladen: Eine Reise durch die Jahrhunderte am Markt 15
Nicht immer stand das Haus am Markt 15 im Schatten des Rathauses: Es eröffnete ganze zwölf Jahre vor dem Bau des heutigen Rathauses, 1509, seine Türen. Erst dann rückte es in den Hintergrund – doch nur optisch. Denn das Gasthaus „Zum Stern“ war über 300 Jahre lang die Anlaufstelle für Reisende, bot Unterkunft und Verpflegung und ist das erste erwähnte Postgebäude in Alsfeld. Ob es auch vorher bereits Herberge für Reisende bot, lässt sich nicht belegen, nur, dass die ältesten Gebäudeteile aus dem 13. Jahrhundert stammen.
Sogar ein toter Gast wird in der Geschichte des Gasthauses erwähnt, wenn auch nur auf der Durchreise. Der Leichnam der Fürstin von Homberg machte einen Stopp im „Stern“, bevor er am nächsten Tag vom Alsfelder Collegium Musicum mit Gesang und Klang wieder verabschiedet wurde und weiterzog.
Zum Reisen verleitete auch das Angebot des Reisebüros Derpart, das Anfang der 2000er Jahre dann seinen Sitz am Markt 15 hatte. Jahrzehnte zuvor beheimatete das ehemalige Gasthaus jedoch den Elektrofachbetrieb von Lausche Paul Senior und später dann auch von seinem Sohn Paul Junior. Sie versorgten die Alsfelder mit Elektroinstallationen, Radios und Fernsehapparaten sowie einer großen Schallplattenauswahl.
Danach stand das Haus lange leer und war stark sanierungsbedürftig. Das einsturzgefährdete Gebäude wurde in 2014 durch die Brüder Marc und Tobias Diehl gekauft. Nach einer aufwendigen Bau- und Sanierungszeit zog dann wieder Stück für Stück Leben ein. Doch auch während der Umbauarbeiten verströmten die alten Balken weiterhin ihren Gastgeber-Charme. So wurden die Räume im Erdgeschoss kurzerhand zur stilvollen Umgebung für einen Sektempfang nach der Trauung im nahegelegenen Rathaus umfunktioniert. Kurze Zeit später zog dann in 2019 der noch heute dort ansässige Weltladen in die Räumlichkeiten und verkauft allerlei Waren aus aller Welt.
Seit einigen Jahren sind inzwischen auch die fünf Wohneinheiten in den Obergeschossen fertig saniert und dauerhaft vermietet. Das marode Hinterhaus Richtung Pfarrgässchen wurde 2021 abgerissen; an seiner Stelle soll irgendwann ein neues Wohnhaus entstehen.
Neugierig geworden?
Auch der Hessische Rundfunk interessierte sich für die aufwändigen Sanierungsarbeiten, die über die „Projektstadt 2.0“ gefördert wurde, und interviewte die heutigen Besitzer ab etwa Minute 19: Hessenschau Sommertour, 13. August 2017.